Die Kunst der digitalen Adaption: Beste Testing-Praktiken für S/4HANA Transformationsprojekte

26. Juli 2021

Evgeniia Antonova SAP

Spaß muss sein

Wie ist der Blick auf den Rhein? Und wie ist der Blick auf Rhein II?

Ja, die Versionskontrolle hat heutzutage bereits Kultstadius: Das Foto "Rhein II", aufgenommen und leicht digital retuschiert von Andreas Gursky, gilt als das teuerste Foto, das je verkauft wurde (rund 4,3 Millionen Dollar). Die zeitgenössische Kunst kann natürlich umstritten sein. Die einen mögen die perfekten Proportionen in der Fotokomposition oder die Wahl des subtilen Farbschemas, die anderen stellen den kulturellen Wert beliebiger grauer Querstreifen eher in Frage. Generell zielt die zeitgenössische Kunst darauf ab, das Denken anzuregen, indem sie versucht, eher Alltägliches in neuen Kombinationen und unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten.

Best Practices sind da sehr ähnlich. Sie werden eingesetzt, um komplexe Implementierungen zu erleichtern, mit Standards und Verfahren, die auf Bewährtes gründen. Es ist zwar wichtig zu bedenken, dass man sich nicht blind auf die Benchmarks verlassen kann. Sowohl die Auswahl einer Best Practice für ein neues Projekt als auch ihre weitere Anpassung an die aktuellen Bedürfnisse, bleiben eine hohe Kunst.

#Testing_is_sharing time

In Bezug auf S/4HANA-Transformationsprojekte hat die Testing-Community bereits eine Reihe relevanter Best Practices gesammelt. Werfen wir einen Blick auf einige davon.

Die goldene Regel bleibt die gleiche: Ein besonderer Testfokus sollte auf die Bereiche mit kundenspezifischen Codeanpassungen und Schnittstellen zu Drittsystemen gelegt werden. Einerseits macht es bei eingebetteter Software nicht viel Sinn, den Standard zu testen, es sei denn, er wurde geändert, aber andererseits, da die Migration zu S/4HANA eher ein Transformationsprojekt ist, kann die Gelegenheit genutzt werden, um den vorhandenen benutzerdefinierten Code zu überprüfen. Vielleicht sind Teile davon bereits überflüssig, da sie entweder durch neue S/4HANA-Funktionen abgedeckt sind oder in der Produktion nicht mehr verwendet werden.

Die Vorbereitung auf die Tests sollte frühzeitig beginnen. Eine gute Vorbereitung beinhaltet eine Reihe von ersten Assessment-Workshops, in denen u.a. folgende Themen behandelt werden:

  • Analyse der Änderungen zwischen alten und neuen Anwendungen, einschließlich der funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen.
  • Definition der Voraussetzungen für Testumgebungen, insbesondere im Hinblick auf komplexe E2E-Integrationsszenarien mit Drittsystemen.
  • Überprüfung der Risikoabdeckung von Tests.
  • Quick Check Assessment der Anwendungslandschaft, um die am besten geeigneten Testautomatisierungswerkzeuge und -ansätze zu ermitteln.

Frühzeitiges Testing: Je früher mit dem Testing begonnen wird, desto besser. So kann man z.B. bereits mit isolierten technischen und funktionalen Tests der SAP HANA Datenbank beginnen.

Eine gut durchdachte Strategie für das Testdatenmanagement wird bei S/4HANA-Umstellungsprojekten noch wichtiger. Aufgrund der erheblichen Änderungen auf Datenbankebene kann die Datenmigration auf zusätzliche Schwierigkeiten stoßen, die zu Verzögerungen führen können. Daher wird generell empfohlen, die Datenverfikationstests von den Haupttestphasen zu entkoppeln. Die Testdatenstrategie sollte auch sicherstellen, dass die Auswahl der Testdatenkonstellationen repräsentativ ist und Abhängigkeiten zu Systemen von Drittanbietern berücksichtigt werden (z. B. durch Servicevirtualisierung).

Funktionale Tests:

Das Testen von Reports (einschließlich BI-Reports) muss aufgrund der Einführung von Echtzeit-Analysen in HANA gründlich durchdacht werden.

Rollen- und Berechtigungstests, insbesondere für Fiori: 

  • Testing soll auf allen kompatiblen Geräten durchgeführt werden.
  • Fiori-Updates sowie die Einführung neuer Apps sollten zum allgemeinen Berechtigungskonzept passen und keine Konflikte mit den bestehenden Berechtigungen verursachen.

Aufgrund der höheren Release-Häufigkeit von SAP können automatisierte Regressionstests den Testaufwand erheblich verringern und die Auslieferungsgeschwindigkeit potenziell erhöhen, müssen aber sorgfältig eingerichtet werden, um eine optimale Risikoabdeckung bei minimiertem Wartungsaufwand zu erreichen.

Nicht-funktionale Tests:

  • Performance-Tests. Da HANA die Datenübertragung in Echtzeit einführt, muss die Leistung der angepassten Prozesse zusätzlich geprüft werden.
  • Sicherheitstests, insbesondere für mobile Fiori-Apps. Da Fiori das bisher eher isolierte SAP-Backend sowohl über das Web als auch über mobile Geräte zugänglich macht, müssen die potenziellen Lücken in der Sicherheitsarchitektur beim Testing überprüft werden.

Wir sind Vorreiter in Sachen zeitgemäßes Testing.